Alles eine Frage der Abwechslung: Bentfelder Abendlauf und Trailrun Wiesbaden

Ich habe soeben fest gestellt, dass seit meinem letzten Blogeintrag fast ein Monat vergangen ist.

Freie Zeit vergeht doch immer wie im Flug. Wobei der Ausdruck "freie Zeit" nicht so ganz richtig ist. Ich sammle fleißig Kilometer auf der Straße und im Wald und gehe regelmäßig zum Krafttraining ins Fitnessstudio.

Und damit das ganze nicht zu öde wird auf Dauer, habe ich mir ein paar Wettkämpfe rausgesucht, um meine  Motivation hoch zu halten und ein kleines bisschen die Form zu testen.

Mehr spontan als geplant bin ich mit meinen Eltern und einem Freund, den ich leider nicht überreden konnte, die 10km mit mir zu laufen, zum Bentfelder Abendlauf gefahren. 2013 bin ich dort schon einmal über die 5km an den Start gegangen...Wahnsinn, wie die Zeit vergeht. An die Strecke hatte ich keine Erinnerung mehr, aber an das Siegerbier. Es hatte wohl keiner damit gerechnet, dass eine 15 jährige den Lauf gewinnt :D

Da fällt mir gerade auf: Bier gab es dieses Mal nicht als Präsent, aber dafür ein unheimlich gutes Laufgefühl. Die Atmosphäre von Volksläufen ist immer wieder etwas ganz besonderes. Am Start haben sich alle über die Hitze und Schwüle beklagt...heiß und schwül?! Da merke ich wieder, dass ich im Bezug auf heiße Temperaturen mittlerweile echt abgehärtet bin.

Der Startschuss fiel um 19Uhr. Ich lief die 10km recht konstant durch und hatte sogar bis km 6 einen guten Laufpartner. Die Strecke war mehr oder weniger eine Wendepunktstrecke, sodass mir auf dem Rückweg viele Läufer entgegen kamen, die mich, obwohl sie selber gelaufen sind, angefeuert haben. Sowas ist immer klasse und bringt mich, egal wie außer Atem ich bin, direkt zum Lächeln. So kam ich auch lächelnd nach 38:22min als erste Frau und 5. insgesamt ins Ziel.

Obwohl die Zeit eher zweitrangig war, da bislang kein einziger schneller Kilometer auf dem Trainingsplan stand, bin ich mit etwas über 38min sehr zufrieden. Doch das wichtigste für mich war einfach, dass ich mich einfach gut gefühlt habe!

Zwischendurch bin ich dann auch im Rahmen einer RTF nach einem Jahr mal wieder Rennrad gefahren. Ja, ich muss zugeben: Ich vermisse es schon ein wenig und werde mich während meines Heimatbesuches sicher das ein oder andere Mal wieder auf den Sattel schwingen.

Longruns...einerseits liebe ich sie, andererseits können sie auch eben einfach nur lang sein, vor allem, wenn man alleine läuft. Um das zu vermeiden, suche ich immer nach Abwechslung. Letzte Woche habe ich den langen Lauf mit meiner guten Freundin Charleen abgespult (wie schnell 15km vorbei sein können, wenn man die ganze Zeit quatscht, ist wirklich verrückt!). Für meinen Longrun diese Woche, hatte ich mir was ganz besonderes herausgesucht....

...den Wiesbaden Trailrun.

Dieser Wettkampf war schon etwas länger geplant und sowohl mit viel Vorfreude, als auch verdammt viel Respekt verbunden. 

Eines schönen Tages, an dem ich mal wieder keine Lust hatte, alleine zu laufen, habe ich nach Trailruns gegoogelt. Gesehen: Wiesbaden Gedacht: da wohnt ja meine Schwester Gecheckt: Ja, der Termin passt Geklickt: Anmeldung Halbmarathon

Im Nachhinein habe ich mir dann auch mal das Höhenprofil angeguckt: 700 Höhenmeter

Oh Gott :D Nachdem ich bei uns im Lemgoer Stadtwald oft gelaufen bin, dachte, dass es heute wirklich verdammt bergig war, und dann festellen musste, dass ich laut meiner Uhr lediglich 250 Höhenmetern bewältigt hatte, wurde meine anfängliche Euphorie etwas gebremst.

 

So lautete mein Motto: Du kannst so langsam laufen, wie du willst. Hauptsache: Du läufst!

(Dass auch das schwierig werden würde, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht :D).

 

Donnerstag ging es dann nach Wiesbaden. Freitag früh stand noch ein lockeres Läufchen an und die Startunterlagen wurden am Jagdschloss auf der Wiesbadener Platte abgeholt. Schon das Auto hatte etwas zu kämpfen, den Berg zu erklimmen, denn die Platte liegt auf 521m.

 

Am Samstagmorgen ging es dann wieder auf die Platte und für mich nach den Marathon- und Ultramarathonläufern um 9:15Uhr auf den Trail über die Halbmarathonstrecke.

 

Die ersten 7km waren mehr von bergab Passagen geprägt, wo ich direkt feststellen musste: Ich bin eine verdammt schlechte Trailläuferin. Eine andere Frau nahm mir an einem Bergabstück locker 200m ab. Aber das war ja erst der Anfang. In meinem Kopf tobte wie öfter der Kampf zwischen meinen Gedanken: "Du läufst viel zu schnell. Das wirst du später bereuen. Nimm lieber etwas raus." und "Ach, das fühlt sich gut an. Das schaffst du schon." Und natürlich nahm ich nicht an Tempo raus, aber blieb trotzem locker. Je mehr es bergauf ging, desto mehr Konkurrenten konnte ich wieder einsammeln. Die Strecke war schön, ich war im Laufflow und als ich einen Mann bei km 16 überholte, meinte er: Jetzt bist du dritte insgesamt. Ich konnte es kaum glauben. Auf einem 2km langen Anstieg konnte ich dann auch noch den zweiten Mann überholen, der auf dem anschließenden Abstieg mit den Worten : "Einfach laufen lassen!" risikoreich an mir vorbei über Wurzeln und Steine sprang, während ich meine Kraft fürs Abbremsen vergeudete. Mittlerweile zeigte meine Uhr 21km an. Ob wohl ich noch keinerlei Musik oder Mikrofongeräusche hörte, sagte ich mir immer wieder: "Na, so weit kann es doch nicht mehr sein." War es auch nicht. Aber eins habe ich gelernt: 1,5km können sehr weit sein. Am Ende ging es noch einen Rodelberg mit 15% Steigung hoch. Und da sah ich auch wieder den 2. Mann vor mir. Gehend. Nach meinem Motto "Alles, nur nicht gehen" trippelte ich den Berg  hoch und schaffte es zumindest noch dem Mann beim Überholen: "Jetzt wird aber gelaufen" zuzurufen (was er mir glaube ich, etwas übel nahm :D). Dann ging es noch um eine Kurve und einen 200m Anstieg auf Asphalt hoch.

 

 

Und dann kam ich ins Ziel!

 

 

 

 

Nach 22,6km mit 700 Höhenmetern in 1:44h, mit verdammt viel Laktat in den Beinen, aber einem unbeschreiblichen Glücksgefühl.

Das hieß dann am Ende der erste Platz in der weiblichen Konkurrenz und der zweite Platz overall.

 

Die Gratulation und etwas Smalltalk mit dem Sieger kam auch nicht zu kurz.

Den Tag haben wir dann alle gemeinsam, d.h. meine Mama, meine Schwester, mein Schwager und ich, auf dem Wilhemsstraßenfest in Wiesbaden ausklingen lassen.

 

Ja: Für mich gab es das erste Mal Bisonfleisch :D ich kann es nur empfehlen!

Das sind Läufe, oder Momente, in denen mir bewusst wird, wieso ich das mache. Wieso ich laufe. Auch wenn der Lauf hart war (um ehrlich zu sein, der härsteste, den ich je gemacht habe), ich habe mich nicht ein einziges Mal gefragt, wieso ich das mache. Ich habe es einfach nur genossen, ohne Druck zu laufen, und Spaß gehabt.

Für so ein Gefühl nehme ich gerne viele weitere Trainingskilometer in Kauf. Wenn dann doch mal die Motivation fehlt, muss ich nur an den Trailrun in Wiesbaden denken, um dann doch die Laufschuhe zu schnüren.

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