Verrückte Zeiten

Meinen letzten Beitrag habe ich geschrieben, nachdem meine Mama mich hier über Spring Break besucht hatte.

 

Sie ist mit dem Flugzeug hin und zurück geflogen, wir waren in State Parks und im Outlet Center shoppen.

 

Das ist gerade einmal fünf Woche her. Kaum zu glauben. Offensichtlich ist alles etwas anders.

 

Hier in Florida hat sich allerdings für mich persönlich nicht so viel verändert. Wir hatten keinen strikten Lock Down wie in Spanien oder Italien. Natürlich waren hier bzw. sind die Fitnessstudios, Restaurants und andere „nicht essentielle“ Geschäfte geschlossen (der Baumark hat aber auf?!), aber Supermärkte haben offen und sind auch soweit bis auf Klopapier gut bestückt. Die Uni hat seit knapp 5 Wochen zu und alle Kurse wurden online gehalten.

 

Nun sind Restaurants wieder mit 25% Kapazität offen und ab Montag wohl auch regulär. Ich muss zugeben, ich bin nicht wirklich gut informiert. Auch die Strände und ein paar Parks haben wieder geöffnet.

 

Trotz allem ist es eine schwierige Zeit mit viel Ungewissheit und ich denke keiner weiß wirklich damit umzugehen. Jeder ist persönlich in einer etwas anderen Situation und jeder Tag bringt neue Herausforderungen und Gefühle mit sich.

 

Zuerst war ich ziemlich besorgt und bin es manchmal immer noch.

 

Keiner wusste, was man machen kann, soll oder was passieren wird. Ja, ich hatte auch irgendwie Angst, krank zu werden oder dass meine Familie und Freunde sich anstecken.

 

Mein normaler Tagesablauf war nicht mehr so, wie er es war und das brachte eine gewisse Unsicherheit mit sich. Ich war unmotiviert zu lernen und irgendwie hatten wir alle sicher den einen oder anderen Moment, indem man alles in Frage stellt.

 

Was mir geholfen hat, war eine 20 minütige Yogaeinheit jeden Morgen und tägliche Spaziergänge mit einem guten Podcast.

 

Ich bin stolz darauf, ein weiteres Semester gemeistert und mein Junior Jahr an Stetson beendet zu haben. Am Montag hatte ich meine letzte Onlineklausur für dieses Semester und muss zugeben, dass ich Onlineunterricht eigentlich ganz gut finde. Die Professoren konnte das Unterrichtsformat selbst wählen: einige Kurse wurden via live zoom session unterrichtet, während andere Videos mit den Unterrichtsinhalten hochgeladen haben. Beides hat sicher seine Vor- und Nachteile, aber insgesamt ist Onlineunterricht um einiges flexibler und man kann eher in seinem Tempo arbeiten.

 

Und ich habe mein 30 seitiges Research Proposal fertig gestellt und kann somit nächstes Semester an meinem Research Projekt arbeiten.

 

Natürlich war ich auch verzweifelt und frustriert. Die Fitnessstudios haben hier natürlich auch irgendwann geschlossen und schwimmen und Krafttraining war das einzige, was ich zu dem Zeitpunkt aus sportlicher Sicht machen konnte. Ich wollte gerade mit etwas Spinning anfangen, nachdem ich das okay von dem Arzt bekommen hatte, aber daraus wurde nichts.

 

Ich kam relativ schnell darüber hinweg und bin täglich spazieren gegangen. Die Spaziergänge wurden länger und nach einiger Zeit habe ich kurze Joggingintervalle eingebaut. Ich war aufgeregt, wieder etwas zu joggen und hatte dabei verdrängt, wie anstrengend laufen sein kann. Vor allem nach 4 monatiger Laufabstinenz, 6 wöchiger mehr oder weniger kompletter Pause, und etwas mehr Muskelmasse. Ich kann jeden verstehen, der sagt, dass Laufen ein dummer Sport sei. Meine Knie taten weh und meine Fußsohlen schmerzten. Nach 3 Minuten war ich außer Atem. Tja, eben nichts mehr gewöhnt. Frustrierend, aber ich hatte mir geschworen, dass ich mich nicht beschweren werde. Ich versuchte und versuche auch jetzt noch, immer daran zu denken, wie gut sich laufen anfühlen kann und das es auch irgendwann wieder so sein wird, wenn ich geduldig bin.

 

Nach 5 Wochen bin ich natürlich nicht mal nahe an dem, was ich früher gelaufen bin, aber mir tut nichts weh und das ist ein Erfolg. Dazu tragen sicher auch die rund 3-4 Stunden Krafttraining pro Woche bei. Natürlich habe ich trotz allem immer noch Angst, dass die Stressfraktur nicht richtig verheilt ist (ich hatte bislang kein Kontroll MRT) und es irgendwann wieder plötzlich weh tut.

 

Meistens, vor allem nach dem Schwimmen am Morgen, fühle ich mich echt gut.

 

Unser Pool hat vor knapp 2 Wochen wieder aufgemacht. Man muss eine Bahn reservieren, darf dann 45min Schwimmen und die Bademeister haben danach 15 Minuten Zeit alles sauber zu machen, bevor die nächsten Schwimmer ins Wasser gehen.

 

So, war ich endlich mal wieder 3x pro Woche Schwimmen (die maximale Anzahl an Reservierungen pro Person) und genieße es wirklich morgens um 7 in den Außenpool zu steigen.

Danach geht es dann in nassen Badesachen mit dem Rad zurück (Den Umkleiden traue ich nicht so ganz…). Da kommt dann immer ein bisschen Triathlonfeeling

Und ich bin echt total aufgeregt.

 

Aprospros Triathlon….ich habe jetzt ein Rad! Ich rede nicht von dem alten Beachcruiser, auf dem ich mich seit Freshmanyear abmühe, sondern ein Rennrad. Ich habe das Radfahren echt vermisst. Jedes Mal, wenn ich fahre, kann ich nicht aufhören, zu grinsen.

 

Das Rad habe ich über offer up (sowas wie ebaykleinanzeigen) gefunden. Ich habe mich mit dem Verkäufer getroffen und etwas unterhalten. Wie sich herausstellt ist er für 10 Jahre als Profi in Europa gefahren. Er meinte dann so: Ja, er war auch in Deutschland. Da habe ich ihn natürlich gefragt, in welcher Stadt. Jetzt kommt es: Gütersloh. Ja, die Welt ist klein.

 

Wie auch immer. Hier gibt es auf jeden Fall einen tollen Radweg, etwa 5km vom Haus entfernt.

 

Ich habe auch schon zwei Schilkröten auf meinen Touren entdeckt (und die kleine von der Straße gerettet!).

 

Oh, und nicht zu vergessen: ich bin auch total glücklich, dass hier jetzt endlich der lang ersehnte Aldi eröffnet hat.

 

Mein Flug zurück nach hause ist für Mitte Juni geplant. Mal gucken, ob der durchgeführt wird. Ist zum jetzigen Zeitpunkt schwer abzusehen.

 

Bis dahin wird mir hoffentlich hier nicht langweilig. Es gibt noch einige Fahrradwege zu erkunden, Fortschritte im Laufen zu machen, und regelmäßigere Blogbeiträge zu schreiben.

 

 

Bleibt gesund, passt auf einander auf, und seid nachsichtig mit euch :)

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Kommentare: 1
  • #1

    Heike Voigt (Samstag, 09 Mai 2020 06:18)

    Liebe Meggie, schön hast du es geschrieben �. Ich freue mich immer besonders über deine Ehrlichkeit. Es scheint eben nicht immer die Sonne im Leben ( in Florida wahrscheinlich schon �) ich kann es total nachvollziehen. Rennrad fahren ist toll, ich liebe es die Natur zusehen, die Veränderung der Monate, den Wind um die Nase. Mit meinem neuen Renner habe auch ich das Grinsen im Gesicht. Nun ist, wie weißt, für mich auch erstmal Pause �, aber das kriege ich schon hin. Aufstehen, Krönchen richten, weitermachen. Triathletin eben. Pass gut auf dich auf und bis hoffentlich bald. Fühl dich gedrückt . Heike